Ich habe dieses Buch seit Jahren und liebe es sehr. Für mich ist es ein sehr weises Buch, das einfach zu lesen ist und gleichzeitig viel Stoff zum Nachdenken und auch Antworten bereit hält - aber nie mit erhobenem Zeigefinger ... Zu den verschiedensten Themen sind ganz viele Geschichten aus aller Welt eingefügt, Bucay ist nicht nur Therapeut, sondern wohl vor allem Geschichtenerzähler. Vor Kurzem wollte ich nachlesen, was Bucay so über Freunschaften schreibt und bin beim Thema Veränderungen hängen geblieben - daraus nun ein paar Auszüge:
Ganz im Inneren, willst du, will ich, will womöglich niemand irgendetwas gänzlich loslassen. Vor allem dann nicht, wenn dieses "Nie wieder" losgelöst von unserer eigenen Entscheidung oder von einem freiwilligen Verzicht eintritt. So gesehen könnte man meinen, der Schmerz über einen Verlust hänge nicht allein damit zusammen, etwas nicht zu haben, sondern auch mit dem Gefühl, der eigenen Ohnmacht nicht gewachsen zu sein.
Jeder von uns neigt dazu, sich an Ideen, Menschen und Erlebnissen festzuklammern.
Wir hängen unser Herz an Beziehungen, Räumlichkeiten, an bekannte Orte ...
Aktiv zu leben bedeutet, zuzulassen, dass die Dinge aufhören zu sein, damit an ihre Stelle etwas Neues treten kann, und dafür muss man lernen, das Vorangegange loszulassen.
Zu glauben (oder zu merken), dass ich mich auf etwas Besseres zubewege als das, was ich hinter mir lasse, ist sicherlich ein großartiger Trostpreis, eine kleine Freude, die den durch den Verlust verursachten Schmerz kompensiert.
Es kann ihn kompensieren, aber vermeiden kann es ihn nicht.
Es kann ihn besänftigen, aber nicht wegfegen.
Es kann uns zum Weitergehen ermutigen, aber den Schmerz macht es nicht ungeschehen. Auf einen Verlust folgt immer ein Schmerz.
Auch wenn es nur ein kleiner Schmerz ist, ganz lässt er sich nicht vermeiden. Es kostet einige Mühe, loslassen zu können, was man nicht mehr hat;
sich loszumachen und wieder anzufangen, an das Kommende zu denken.
Ich halte es tatsächlich für eine der schwierigsten Aufgaben im Leben eines gesunden Erwachsenen, darum zu wissen, dass man mit jeder Art von Verlust umgehen kann.
Immer, wenn etwas geht, macht es etwas Neuem Platz. Immer wenn etwas kommt, ersetzt es das Vorige, das aufhört zu sein.
Um welche Art der Veränderung es sich auch handeln mag: Veränderte Vorhaben oder Lebensweisen, Wohnorte, Arbeitsstellen, persönliche Beziehunungen ,Verliebtheiten, Zerwürfnisse, veränderte ideologische, religiöse oder philosophische Standpunkte, Ausbruch oder Heilung von Krankheiten...
All diese Prozesse beinhalten kleinere oder größere Tode, die wir nicht unterschätzen dürfen und die einen Abschied und einen Verarbeitungsprozess erforderlich machen.
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